Vertragskonditionen für Vendoren: Coop-Vereinbarungen

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Stephan Bruns
Stephan Bruns

Für Vendoren gibt es auf Amazon zahlreiche Verträge mit verschiedenen Konditionen. Dabei ist es nicht immer einfach durch den Dschungel der sich häufig ändernden Vereinbarungen mit verschiedenen Vendor-Codes hindurchzusteigen. Im Folgenden wollen wir diesen Dschungel etwas lichten und die verschiedenen Teilvereinbarung (Coop-Vereinbarungen) genauer vorstellen.

Viele Vereinbarungen ergeben einen Vendorvertrag

Wer im Vendor Central unter dem Reiter Einstellungen die Seite Vereinbarungen aufruft, gelangt zu einer Übersicht aller mit Amazon getroffenen oder noch zu treffenden Bedingungen, Konditionen und Vereinbarungen. Diese zusammen bilden das Vertragswerk zwischen Amazon und Ihnen als Hersteller.

Amazon teilt diese Vereinbarungen in zwei Hauptbereiche: Kaufbedingungen und Coop-Vereinbarungen

Kaufbedingungen

Die Kaufbedingungen umfassen:

  1. Lieferant
  2. Zahlungsbedingungen
  3. Frachtkosten
  4. Retouren

Lieferant

Unter den Kaufbedingungen werden alle Konditionen, die den Wareneinkauf von Amazon betreffen, vereinbart. Hierbei wird genau festgehalten, wer der Lieferant mit dem dazugehörigen Lieferantenkonto ist. Jedes Lieferantenkonto verfügt über einen eigenen Vendor-Code, der sich für die verschiedenen Verkaufsbereiche unterscheidet (z.B. Amazon Pantry, Grocery, Emma (Amazon Fresh), etc.). Der Vendor-Code (eine kurze Buchstaben- oder Zahlenabfolge) gibt dabei Aufschluss darüber, um welchen Absatzbereich es sich jeweils handelt. Alle weiteren Informationen in Vendor Central beziehen sich jeweils auf einen bestimmten Vendor-Code.

Zahlungsbedingungen

Unter den Zahlungsbedingungen wird festgehalten, wann und zu welchen Konditionen Ihnen Amazon Geld auszahlt. In der Regel sind dies 30 Tage bei 3% Skonto. Ab 31 Tagen erfolgt die Auszahlung ohne Skontoabzug.

Frachtkosten

Die bei Anlieferung entstehenden Frachtkosten werden ebenfalls genau geregelt. Diese trägt im Normalfall der Lieferant, da er die Ware per Spedition anliefern lässt. Hier können auch Sonderabsprachen z.B. zu Warenabholung durch Amazon getroffen werden.

Retouren

Unter Retouren ist geregelt, welche Ware Amazon an den Lieferanten zurücksenden kann. Dies ist wichtig zu verstehen, da es für Retouren unter den Kooperationsvereinbarungen eine weitere Retourenvereinbarung (Retourenpauschale) gibt, zu der wir bei den Coop-Vereinbarungen kommen. Unter den Kaufbedingungen wird aber nur geregelt, was z.B. mit Mangelware, die bereits beschädigt angeliefert wurde, passiert und welcher Prozentsatz vom Einkaufspreis dabei erstattet wird. Zusätzlich wird angegeben, ob eine Retourengenehmigungsnummer erforderlich ist und wieviele Produkte pro Retourensendung mind. enthalten sind. Amazon rechnet diese Retouren meist gegen die Verkäufe auf.

Bezugskonditionen

Die Bezugskonditionen werden gesondert, unter Artikelkosten geregelt und sind nicht Bestandteil der Kaufbedingungen.

Coop-Vereinbarungen

Ein wesentlicher Teil dieser Konditionen werden unter den sogenannten Kooperationsvereinbarungen, auch Coop-Vereinbarungen zusammengefasst. Diese werden auch Backendkonditionen (nachgelagerte Konditionen) genannt. Diese Vereinbarungen basieren entweder auf dem Umsatz (Lieferungen an Kunden) oder den Einnahmen (Lieferungen an Amazon). Die Coop-Vereinbarungen lassen sich in folgende Bereiche aufteilen:

  1. Retourenpauschale (Damage Allowance Agreement)
  2. Vine (Club der Produkttester)
  3. ARAP (Amazon Retail Analytics Premium)
  4. LWA (Lagerwertausgleich, Stock Reposition)
  5. WKZ (Werbekostenzuschuss, Market Development Funds)
  6. VIR (Volume Incentive Rebate, Volumenbonusvereinbarung)

Retourenpauschale - Damage Allowance Agreement

Mit der Retourenpauschale (englisch Damage Allowance Agreement) sichert sich Amazon das Recht zum Einbehalten von Retouren. Ohne eine solche Vereinbarung, würde Amazon die Retouren automatisch an den Vendor zurücksenden. So kümmert sich Amazon um die zurückgesendeten Produkte und verkauft diese ggfs. weiter. Die Retourenpauschale ist ein prozentualer Abzug der Netto-Wareneingänge (alle Wareneingänge abzüglich Retouren und Steuern). Dieser Prozentwert ist verhandelbar und liegt in der Regel bei 2-3%. Der Wert ist also unabhängig davon, wie viele Retouren tatsächlich anfallen. Amazon verrechnet den anfallenden Betrag mit den Verkäufen.

Amazon Vine

Mit Amazon Vine erhalten Vendoren exklusiv Zugriff auf den "Vine" genannten amazoneigenen Club der Produkttester. Hier können von professionellen Testern Rezensionen gegen Testexemplare eingekauft werden. Die Kosten pro Rezension sind je nach Vertragsvereinbarung jedoch erheblich. Vine ist bisher die einzige Möglichkeit Rezensionen direkt bei Amazon zu kaufen.

Amazon Retail Analytics Premium (ARAP)

Amazon Retail Analytics, Kurzform ARA, ist eine Amazon-Handelsanalytik für das Vendor-Programm. Diese Analyse gibt es in einer Basisversion (ARA Basic) und steht allen Vendoren zur Verfügung. Daneben gibt es eine um zahlreiche Berichte erweiterte Funktion namens ARA Premium (ARAP). Die Konditionen von ARAP werden unter den Kooperationsvereinbarungen geregelt. Je nach Gestaltung und verhandlerischem Geschick mit Amazon ist ARAP kostenfrei oder mit erheblichen Mehrkosten erhältlich. Für eine ausführliche Analyse der Verkaufssituation ist ARAP immer zu empfehlen. Mehr zur Unterscheidung von ARA Basic und ARA Premium.

Lagerwertausgleich - Stock Reposition (LWA)

Der Lagerwertausgleich, kurz LWA (englisch Stock Reposition) ist eine Vereinbarung in der Amazon einen Wertausgleich für lagernde Artikel einfordert, bei denen sich der Einkaufspreis zugunsten Amazons geändert hat (wenn Sie unter Artikelkosten einen Artikelpreis senken). Kann Amazon ein Produkt nun günstiger einkaufen, errechnet Amazon anhand des bisherigen Preises ein Preisdelta und multipliziert diesen Betrag mit den zum alten Preis eingekauften und noch lagernden Artikel. Die Summe dieses Betrages wird dann entsprechend von Amazon mit Ihren Einnahmen verrechnet. Geregelt werden die Ausgleichszahlungen in der Vereinbarung über Lagerwertausgleich bzw. dem Stock Reposition Agreement.

Werbekostenzuschuss - Market Development Funds (WKZ)

Werbekostenzuschlag (WKZ, englisch Market Development Funds, MDF) bezeichnet eine Zahlung in Form eines prozentualen Abzugs der Nettoeinnahmen abzüglich Retouren und Steuern. Dem gegenüber stehen Werbeleistungen durch Amazon, i.d.R. aber keine Werbeaktivitäten über Amazon Advertising. Der Werbekostenzuschlag wird unter der WKZ-Vereinbarung zusammengefasst. Der mit Amazon vereinbarte WKZ kann als regelmäßige, anteilmäßige Abrechnung über ein oder mehrere Jahre erfolgen. Die Abrechnung erfolgt als Verrechnung mit den Einnahmen. Eine gesonderte Zahlung per Überweisung ist nicht notwendig. In einer Promotionsbeschreibung wird festgehalten, welche Gegenleistung dem WKZ gegenübersteht (z.B. Marketingpackages). Der Werbekostenzuschuss, kurz WKZ, ist ein Geldbetrag, der vom Hersteller an Amazon für Werbezwecke auf Amazon überlassen wird. Unter dieser Vereinbarung können auch weitere Konditionen erfasst werden wie z.B. Kosten für Katalogpflege durch Amazon. WKZ spielt für Vendoren eine wesentliche Rolle bei der Verhandlung der Marketingbudgets mit Amazon.

Volumenbonusvereinbarung - Volume Incentive Rebate (VIR)

Die Volumenbonusvereinbarung, englisch Volume Incentive Rebate (VIR), beschreibt einen Bonus (Rabatt) für Amazon anhand eines festgelegten Absatzvolumen eines Vendoren. Wird dieses Volumen erreicht, erhält Amazon eine vereinbarten Bonus. Eine Volumenstaffel beschreibt dabei die addierte Nettozahl der Wareneingänge abzüglich Retouren. Der Bonus wird fällig, sobald die festgelegte “Untere Grenze” der Volumenstaffel erreicht oder überschritten wird. Eine “Obere Grenze” beschreibt das Ende der Volumenstaffel, sobald diese erreicht wird. Die Volumenbonusvereinbarung kann auch dazu genutzt werden, eine Entsorgungspauschale für Retouren festzusetzen.

Vendor Vertrag Kündigen

Alle Vendor-Vereinbarungen haben eine festgelegte Laufzeit, die im Vertrag angegeben ist (in der Regel ein Jahr). Ein Vertrag kann, üblicherweise mit einer Frist von 60 Tagen zum Laufzeitende gekündigt werden. Wird der Vertrag nicht rechtzeitig gekündigt, verlängert sich die Laufzeit meist um ein weiteres Jahr. Mehr darüber wie Sie Ihren Vendorvertrag kündigen und Seller werden.

Zusätzlich zu den Vertragskonditionen kann Amazon Ihnen als Vendor sogenannte Ausgleichszahlungen in Rechnung stellen. Welche Ausgleichszahlungen es gibt und wie Sie Ausgleichszahlungen verhindern, lesen Sie hier.

Amazon bestellt Ihre Artikel nicht mehr und möchte bessere Konditionen erhalten? Wahrscheinlich haben Sie ein Problem mit CRaP-Out. Mehr dazu unter: Was ist CRaP-Out ist und wie gehe ich mit CRaP-Out um?

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