Amazons Jahresergebnis 2018: Amazon wächst im Anzeigengeschäft weiter

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Stephan Bruns
Stephan Bruns

Amazon hat mal wieder Quartalszahlen veröffentlich, diesmal für das 4. Quartal und damit direkt auch für das Gesamtjahr 2018. Die Zahlen können sich sehen lassen. Wir haben sie genauer unter die Lupe genommen und einige Highlights herausgefischt.

Highlights des Amazon Jahresergbnisses

Im vierten Quartal konnte Amazon seinen Umsatz nochmal um knapp 20% im Vergleich zum Vorjahr steigern. Damit fiel das Wachstum jedoch schwächer aus, als in den Quartalen zuvor. Die Erwartungen der Analysten wurden jedoch übertroffen. In Q1 - Q3 ist Amazon (bereinigt um die Sparte "Physical Stores", die in Q1,Q2 2017 noch nicht existierte) um 31%, 28% bzw. 23% gewachsen. Das Wachstum schwächt sich also leicht ab, liegt aber absolut gesehen noch auf einem wirklich hohen Niveau.

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In 2018 hat Amazon insgesamt 233 Mrd. USD umgesetzt bzw. 638 Mio. USD pro Tag. 31% davon im vierten Quartal. Damit ist Amazon auf das Gesamtjahr gesehen, um 55 Mrd. USD bzw. 31% im Vergleich zum Vorjahr gewachsen. 55 Mrd. USD pro Jahr entspricht 151 Mio. USD Wachstum pro Tag.

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Über alle drei Geschäftsbereiche hinweg (Amazon unterscheidet hier traditionell nach North-America, International und AWS) wuchs Amazon beim Umsatz im Feld "North-America" am stärksten (+35 Mrd. USD).

Schaut man auf die Regionen, dann wird deutlich, dass der US-amerikanische Markt für Amazon immer noch der wichtigste ist:

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Der deutsche Markt ist um knapp 3 Mrd. USD bzw. 17% gewachsen. Damit ist Deutschland nach den USA weiterhin der wichtigste ausländische Markt. Schaut man nur auf das prozentuale Wachstum in 2018, belegt Deutschland nach Rest of World (+43%), USA (+33%), UK (+28%) den vierten Platz. Nur in Japan ist das Wachstum mit 16% noch schwächer ausgefallen. Der Vergleich hinkt jedoch, da z.B. die physischen Stores alle in den USA stehen und auch das AWS Geschäft den größten Umsatz in den USA erzielt. Leider kann man aus den veröffentlichten Zahlen nicht direkt erkennen, wie hoch der Umsatz im Marktplatzgeschäft in Deutschland war.

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Amazon weist für das Gesamtjahr die Geschäftsbereiche genauer aus und unterscheidet regional übergreifend zwischen den folgenden Bereichen:

  • Online stores (das Geschäft mit Vendoren und Eigenmarken, hier wird der Außen-Umsatz ausgewiesen)
  • Physical stores (stationärer Handel, u.a. die Whole Foods Filialen, Amazon Go, Amazon Bookstore)
  • Third-party seller services (Verkaufsprovisionen, Versandgebühren, etc. der Marketplace-Händler)
  • Subscription services (u.a. die Prime-Mitgliedschaft oder Gebühren für Amazon Video/Music)
  • AWS (das Cloud Geschäft)
  • Other (hauptsächlich das Anzeigengeschäft)

Rein auf den Umsatz bezogen ist die Plattform Amazon.com und deren internationale Ableger der größte Umsatzbringer. Aber wie oben beschrieben, wird hier der Außenumsatz aufgelistet, was die Zahlen natürlich aufbläst. Im Vergleich dazu ist das Geschäftsfeld mit den Marketplace-Händlern ein Provisionsgeschäft. Hier werden also nicht die Umsätze ausgewiesen, die die Händler umsetzen, schließlich laufen diese nicht über Amazons Bücher.

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Zu dem Marketplace-Geschäft "Third-party seller servicesschreibt Amazon:

More than 50% of units sold in Amazon’s stores this holiday season came from small and medium-sized businesses. Third-party sales are growing faster than first-party sales, and nearly 200,000 small and medium-sized businesses surpassed $100,000 in sales in Amazon’s stores in 2018

In anderen Worten: Der Umsatz mit Sellern wächst schneller als der mit Vendoren.

Ein besonderes Augenmerk sollte man zudem auf den Geschäftsbereich mit dem vielsagenden Namen "Other" werfen. Hier verbirgt sich das Advertising-Geschäft. Dieser Bereich ist um 120% von 4,6 auf 10,1 Mrd. USD gewachsen. Damit ist dieser Bereich von allen Geschäftsbereichen prozentual am stärksten gewachsen. Ein Teil des Zuwachses ist jedoch einem Wechsel in der Bilanzierung geschuldet, der in 2018 stattgefunden hat. Haben die Advertising-Umsätze früher die COGS reduziert (und wurden damit praktisch versteckt), werden diese jetzt als Umsatz ausgewiesen. Allein in Q4 2018 hat dies zu einer Erhöhung des Umsatzes von über 1 Mrd. USD geführt.

Auch bei den "Subscription Services" hat ein Wechsel bei den Bilanzierungs-Standards stattgefunden. So wird der Umsatz der Prime-Mitgliedschaften jetzt als separate Umsatzquelle ausgewiesen und nicht wie vorher auf die anderen Produktbereiche verteilt. Amazon schreibt hierzu:

The impact of applying this ASU ("Accounting Standard Update", die Red.) for the year ended December 31, 2018 primarily resulted in a decrease in product sales and an increase in service sales driven by the reclassification of Prime membership fees of approximately $3.8 billion. Service sales also increased by approximately $3.0 billion for the year ended December 31, 2018 due to the reclassification of certain advertising services.

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Das Geschäft mit der Cloud sichert das Ergebnis

Beim Betriebsergebnis (operating income) fiel das Wachstum noch stärker aus. Amazon konnte dies von 4,1 Mrd. USD auf 12,4 Mrd. USD verdreifachen. Die Geschäftsbereiche "North-America" und "AWS" steuern mit Jeweils 7,3 Mrd. USD gleich viel bei während das "International" Geschäft ein Minus von 2,1 Mrd. USD erwirtschafte.

Wie es im Bereich "International" zu dem Minus kommt, darüber kann nur spekuliert werden. Ggfs. spielen hier interne Verrechnungspreise eine Rolle und verzerren damit das Bild. Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Verlust um 1 Mrd. USD reduziert werden (2017: -3,1 Mrd. USD).

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Im Bereich AWS fällt die hohe Marge auf, die der Geschäftsbereich erzielt. Gerade die letzten beiden Quartale in 2018 waren mit 31% (Q3) bzw. 29% (Q4) deutlich über den Vorquartalen. Zum Vergleich: Amazon gesamt hat eine Marge von 5,3%.

Die Fulfillmentkosten sind absolut stark gestiegen (von 25 Mrd. USD in 2017 auf 34 Mrd. USD in 2018), bewegen sich aber im Verhältnis zum Umsatz auf Vorjahres-Niveau:

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Einiges Kopfzerbrechen dürfte den Amazon Managern der indische Markt bereiten. Hier hat Amazon zuletzt stark investiert, wird aber jetzt mit neuen Regeln konfrontiert, die den Verkauf einer Vielzahl von Produkten verhindert. Amazon darf nunmehr keine Produkte von Händlern verkaufen, an denen Amazon beteiligt ist. Auch Exklusiv-Verträge mit Herstellern sind seit Ende letzten Jahres verboten. Betroffen davon ist z.B. auch der Echo Dot. Dieser ist jetzt jedoch wieder verfügbar, nur wird er von einem Händler angeboten, an dem Amazon nicht beteiligt ist.

Amazon hat damit wieder eindrucksvolle Zahlen präsentiert. Die Zeichen stehen in allen Bereichen stark auf Wachstum. Nur in Deutschland scheint das Pendel gerade wieder in Richtung "Profitabilität" auszuschlagen. Im Retail Bereich wird gerade aufgeräumt und nicht-profitable Vendoren werden mehr oder weniger Sanft in das Seller-Programm überführt.

Für Q1 2019 hat Amazon eine Umsatz-Guidance von 56 - 60 Mrd. USD präsentiert. Das entspräche einem Wachstum gegenüber dem Vorquartal von 10-18%, deutlich geringer also als bisher. Die Aktie verlor daraufhin um 2,5%.

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